Prof. Dr. Dr. Milan Kuhli
Gemeinsam mit Dr. Sascha Ziemann (Goethe-Universität Frankfurt am Main) biete ich im Wintersemester 2016/17 an der Universität Hamburg folgendes Blockseminar an:
„Verbrechen der Wirtschaft?
Der Nürnberger I.G.-Farben-Prozess 1947/48“

Inhalt:
Der Nürnberger Justizpalast war nicht nur Schauplatz des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, sondern von 1946 bis 1949 auch Schauplatz von 12 Nachfolgeprozessen gegen Repräsentanten ehemaliger Eliten des Dritten Reichs, darunter: Juristen, Ärzte, Militärs, Industrielle, Regierungsbeamte. Der größte dieser von den Amerikanern in Eigenregie betriebenen Nachfolgeprozesse war das Militärtribunal VI gegen 23 Führungskräfte des ehemals weltgrößten Chemieunternehmens „Interessengemeinschaft Farbenindustrie Aktiengesellschaft“ (kurz: I.G. Farben). Den Beschuldigten wurde u.a. vorgeworfen, in enger Zusammenarbeit mit der SS in dem nahe Auschwitz gelegenen Lager Monowitz ein firmeneigenes Zwangsarbeiterlager betrieben zu haben, in dem über 20.000 Menschen zu Tode kamen. Zusammen mit den Studierenden und anhand des Aktenmaterials möchten die Veranstalter einen näheren Blick auf diesen Prozess werfen, unter anderem mit Fragen wie: Wie kam es zur Zusammenarbeit von IG-Farben und SS in Auschwitz/Monowitz? Welche Rolle spielten die angeklagten Führungskräfte? Auf welche Beweise konnte die Anklage zurückgreifen? Welche Strategie verfolgte die Verteidigung? Was wurde aus den überlebenden Zwangsarbeitern?

Mögliche Referatsthemen:
1. Das I.G. Auschwitz – Die Aktivitäten der I.G.-Farben in Auschwitz und Monowitz
2. Das Militärtribunal VI – Politischer und rechtlicher Rahmen des Nürnberger Nach-folgeprozesses gegen die I.G.-Farben
3. Die Verbrechenstatbestände von Nürnberg und ihre Anwendung im I.G.-Farben-Prozess. Überblick und ausgewählte Beispiele
4. Über Strategien der Beweisführung im I.G.-Farben-Prozess. Überblick und ausge-wählte Beispiele
5. Über Strategien der Verteidigung im I.G.-Farben-Prozess. Überblick und ausge-wählte Beispiele
6. Der Fall des Angeklagten Carl Krauch, ehemals Aufsichtsratsvorsitzender der I.G.-Farben
7. Der Fall des Angeklagten Otto Ambros, ehemals Vorstandsmitglied der I.G.-Far-ben
8. Das Urteil im I.G.-Farben-Prozess
9. Nürnberg als Modell? Zum Konzept eines Wirtschaftsvölkerstrafrechts
10. Die späteren Frankfurter Prozesse zur Entschädigung von Zwangsarbeitern der I.G.-Farben

Ablauf:
Das Blockseminar findet voraussichtlich am 16. und 17. Februar 2017 statt. Es besteht im Rahmen des Seminars die Möglichkeit zu einer gemeinsamen Ex-kursion zu einer KZ-Gedenkstätte.
Die Vorbesprechung findet statt am 19. Oktober 2016 (Mittwoch) um 16.15 Uhr im Raum Rhs UG 11.

Seminarschein:

Voraussetzungen: Teilnahme am Seminar, Referat, Seminararbeit.
Interessierte Studierende können sich bereits jetzt (gerne auch unter Angabe ei-nes Themenwunsches) anmelden bei milan.kuhli@uni-hamburg.de.

Examenshausarbeit:

Es besteht die Möglichkeit, im Rahmen des Seminars eine Examenshausarbeit im Schwerpunktbereich XI (Strafrecht) anzufertigen.
Voraussetzung: Teilnahme am Seminar, Referat.
Anmeldungen für eine Examenshausarbeit sind bis zum 15. Oktober 2016 an milan.kuhli@uni-hamburg.de zu richten.