Prof. Dr. Johannes Caspar

Das Datenschutzrecht befindet sich wie kein anderer Rechtsbereich derzeit in einem tiefgreifenden Wandel. Der rasante technologische Prozess der Digitalisierung, eine massive Ökonomisierung personenbezogener Daten und umfassende staatliche und zwischenstaatliche Datenzugriffe durch Geheimdienste haben die Frage aufgeworfen, wie ein zeitgemäßer rechtsstaatlicher Schutz der Privatsphäre künftig sichergestellt werden kann. Dies wird derzeit auf allen Ebenen diskutiert.

Das Seminar soll einen Einblick in die komplexe und im Umbruch befindliche Materie des Datenschutzrechts vermitteln und die Schwerpunkte der aktuellen Debatte beleuchten. Dabei gilt es, von zentralen gerichtlichen Entscheidungen und Gesetzesvorhaben ausgehend das rechtliche Grundverständnis für die wichtigsten Herausforderungen zu schärfen.

Das Seminar setzt thematisch die Veranstaltung im letzten Semester mit aktualisierten Themenschwerpunkten fort.

Das Seminar wird als Blockveranstaltung vom 2.2. bis zum 3.2.2017 im Konferenzraum des Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, Klosterwall 6, Haus C, in der 5. Etage veranstaltet.

Die Teilnehmer können bei Übernahme eines Referats (schriftlicher Umfang 15-20 Seiten, Vortrag ca. 30 Minuten) einen Seminarschein erwerben.

Die Anfertigung einer Hausarbeit im Schwerpunkt ist nach Rücksprache möglich.

Folgende Themen stehen zur Auswahl:

  1. Datenübermittlung in Drittstaaten und Rechtsstaatlichkeit: Das Safe Harbor Urteil des EuGH vom 6.10.2015 und seine Folgen
  2. Datenschutzgrundverordnung I: Jahrhundertwerk oder Black-Box? Systematik und Inhalt einer modernen Regelung des Datenschutzes für die EU
  3. Die Datenschutzgrundverordnung II: Die Rechte Betroffener? Eine moderne Magna Charta für die Privatsphäre?
  4. Die Datenschutzgrundverordnung III: Neue Wege des Rechtsvollzugs und der Sanktionen durch völlig unabhängige Kontrollstellen?
  5. Die Datenschutzgrundverordnung VI: Neue Pflichten für Daten verarbeitende Stellen – Was bringen Privacy by Design, Privacy by Default und Datenfolgeabschätzungen für die Praxis?
  6. Komplexität oder Konfusion – Das Datenschutz-Anpassungs- und Umsetzungsgesetz als Nachfolgeregelung zum BDSG
  7. Datenschutz und Wettbewerbsrecht: Die Bezüge zwischen Datenmacht und Marktmacht anhand des Urteils des LG Düsseldorf vom 9.3.2016 zum sog. Like Button von Facebook
  8. Das Unterlassungsklagegesetz: Datenschutzkompetenzen  für Verbraucherschutzverbände: Wirksame Stärkung oder mehr Rechtsunsicherheit durch Doppelung der Rechtswege?
  9. Das Recht auf pseudonyme Nutzung von Internetdiensten: Plattformkapitalismus vs. Nutzerrechte – zu VG Hamburg 15 E 4482/15
  10. Polizeiliche Body-Cams: RoboCop oder überfälliger Schutz für Polizeibeamte?
  11. Die BKA-Entscheidung des BVerfG  vom 20. April 2016: Rechtsstaatliche Grenzen der Anti-Terrorgesetzgebung
  12. Die Rechtsprechung zur Vorratsdatenspeicherung des BVerfG und des EuGH
  13. Dashcams im Straßenverkehr in der Rechtsprechung: Zulässiger Selbstschutz oder datenschutzwidrige Überwachungspraxis?
  14. Das vermessene Ich: Smarte Versicherungstarife und digitale (Un)Gleichheit im Zeichen des Self-Tracking
  15. Das Breyer-Urteil des EuGH Az. C-582/14 – Zum Begriff des Personenbezugs von Daten
  16. Das Recht der Arbeit in der digitalen Welt ? Zwischen Beschäftigtendatenschutzgesetz und sozialer Grundsicherung
  17. Brauchen wir eine digitale Grundrechte-Charta und wie könnte diese aussehen? Zu Martin Schulz und Heiko Maas:
    http://www.zeit.de/2015/50/internet-charta-grundrechte-datensicherheit
    http://www.zeit.de/2015/48/grundrechte-netz-datenschutz-eugh

Anmeldungen sind bitte bis zum 6.1.2017 an johannes.caspar@datenschutz.hamburg.de zu richten. Individuelle Themenwünsche der Teilnehmer können berücksichtigt werden.

Telefonischer Kontakt für Rückfragen nach Terminvereinbarung über: 040 42854 4040.